Wer zum ersten Mal auf einen Rollator angewiesen ist, auf dem stürmen eine Menge Fragen ein. Die Unsicherheit ist groß: Welcher Rollator ist der richtige, kann ich überhaupt mit einem Rollator umgehen, was soll zur Ausstattung des Rollators gehören, welche Sicherheitsmerkmale muß er haben, und…und…und.
Viele dieser Fragen lassen sich dank Internet schon in Vorfeld beantworten, aber es liegt auf der Hand, daß diese nur theoretischer Natur sind. Tipps für die Praxis kann man sich im Sanitätshaus einholen, aber am besten ist die Erfahrung, die man mit ein wenig Grundwissen im Hinterkopf selber macht. Denn die richtige Handhabung und Sicherheit sind eine Grundvoraussetzung, daß Sie sich mit Ihrer Gehhilfe gefahrlos bewegen können.
Die passive Sicherheit des Rollators
Ein Rollator, egal ob er in der Wohnung oder draußen eingesetzt werden soll, muß natürlich über einige Mindest – Sicherheitsstandards verfügen. Glücklicherweise müssen bei uns käufliche Rollatoren schon über eine gewisse Mindestsicherheit verfügen, sonst hätten die deutscher Hersteller überhaupt keine Chance, ihre Rollatoren zu verkaufen. Trotzdem tummeln sich gerade im Internet noch viele Anbieter, die völlig unbrauchbare Gehhilfen für einen absoluten Dumpingpreis anbieten. Natürlich nicht über Amazon und ähnliche große Versender, die Versender versuchen uns fast immer aus dem Ausland abzuzocken. Klar, da ist eine Reklamation so gut wie unmöglich.
Deshalb aufgepaßt: Wenn ein Rollator nur die Hälfte von vergleichbaren Geräten kostet, werden Sie damit nicht viel Freude haben und können sogar zu Schaden kommen!
Ein wesentliches Sicherheitsmerkmale, über die jeder Rollator verfügen sollte, ist der Rahmen selbst. Einen Rollator wünscht sich der Kunde möglichst leicht und faltbar, das macht es für die Konstrukteure nicht einfach, dabei noch eine stabile und belastbare Gehhilfe zu bauen. Das es aber geht, zeigen viele kluge Ideen.
Der Rahmen wird meistens aus Aluminium gefertigt, das garantiert eine gewisse Festigkeit, wenn das Materaial denn auch stark genug ist, und ein geringes Gewicht. Bei allen handelsüblichen Rollatoren, die ich mir angesehen habe und hier auch vorstelle, gab es keine gravierenden Mängel an Material und Festigkeit. Einzig einige Designerstücke fallen auf, aber wie es beim Rollator so ist: Was dem einen überhaupt nicht gefällt, und womit er gar nicht klarkommt, ist für den anderen der beste Rollator, den er sich denken kann. Hier hilft einfach nur selber testen und probieren. Standard Rollatoren zeigen aber kaum große Unterschiede.
Rollator – die Räder
Die Räder sind wie beim Auto oder Fahrrad die einzige Verbindung zwischen Rollator und Erde. Deshalb sollten sie unbedingt an den häufigsten Einsatzzweck angepaßt sein. Ein Rollator für die Wohnung muß nicht unbedingt luftbereifte Räder haben, hier genügen oft auch kleine, leicht zu lenkende Kunststoffrollen. Für den Außenbereich hingegen sollten diese Räder besser auch ein richtiges Profil aufweisen, das erhöht die Sicherheit vor allem auf nassen Straßen und bei Schnee.
Wer viel mit dem Rollator in den Abendstunden unterwegs ist, braucht auch wie beim Auto eine Beleuchtung. Es muß sicherlich nicht immer eine teure Lampe mit Batterie sein, aber einige Reflektoren sollten schon am Rollator vorhanden sein. Nicht, damit Sie Ihren Heimweg besser finden: Es ist einfach so, daß Sie mit diesen Rückstrahlern bei Dunkelheit besser gesehen werden. Von Autofahrern, aber auch von Radfahrern, mit denen Sie sich manch mal den Gehweg oder die Straße teilen müsssen.
Vorausgesetzt, der Radfahrer fährt auch mit Licht, damit Ihre Reflektoren überhaupt wirken können!
Die Bremsen am Rollator
Ich kann mich noch an erste Gehhilfen erinnern, wo das Thema „Bremsen“ überhaupt kein Thema war. Weil die meisten Rollatoren eben überhaupt keine hatten. Viele Unfälle und Stürze waren vorprogrammiert, denn wenn Sie sich nur einmal eine leichte abschüssige Straße vorstellen, bei der ihr Rollator immer schneller wird, Sie aber nicht…
Bremsen sind neben einem stabilem Gestell das wichtigste, was Ihren Rollator auszeichnen sollte. Sie müssen schnell und sicher wirken können, und dabei so konstruiert sein, daß Sie den Bremshebel mit wenig Kraft und gut erreichbar bedienen können. Schön finde ich die bei manchen Rollatoren eingesetzten „Bügelbremsen„. Das ist ein Metallgriff, der quer über den ganzen Rollator geht und auch mit nur einer Hand bedient werden kann. Viel Kraft braucht man da meistens nicht, um die Bremse zu betätigen: Ein Vorteil vor allem für Menschen, denen das Rheuma in den Fingern und Händen zu schaffen macht.
Genau so wichtig ist es auch, daß der Rollator über eine Feststellbremse verfügt. Die funktioniert ähnlich wie die Handbremse beim Auto und soll ein wegrollen der Gehhilfe verhindern. Beim Einpacken von Einkauf und Proviant bleibt das Gefährt dann fest stehen, und auch wenn Sie den angebauten Sitz benutzen möchten, um eine kleine Pause einzulegen, muß diese Feststellbremse angezogen sein und ganz sicher wirken. Sonst kann es Ihnen schon beim Hinsetzen passieren, daß der Wagen nach hinten wegrollt und Sie zu Fall kiommen.
Sitzmöglichkeiten
Viele Rollatoren bieten einen mehr oder weniger komfortablen Sitz. Dieser gehört nicht nur zur passiven Sicherheit, sondern sollte auch die aktive Sicherheit unterstützen: Das heißt, auch wenn der Sitz noch so gut gebaut ist, wenn Sie falsch damit umgehen, besteht erhöhte Unfallgefahr. Und das kann kein Hersteller beeinflussen!
Achten Sie auf die richtige Sitzhöhe! Die ist zwar bei den meisten Rollatoren fest vorgegeben, aber schon beim Kauf können Sie entscheiden, ob der Sitz so zu Ihren Bedürfnissen paßt. Breite und Tiefe sind ebenfalls wichtig, denn ein unbequemer Sitz wird nicht gern benutzt, und wenn es doch einmal sein muß, dann meistens falsch. Sie müssen sich schon auf die gesamte Sitzfläche setzen, nicht nur vorne auf die Kante!
Kleinere Menschen haben dann manchmal das Problem, daß sie beim Sitzen nicht mehr mit den Füßen auf den Boden kommen. Das geht natürlich gar nicht! Schon beim Hinsetzen werden Sie es nicht leicht haben, und das Aufstehen ohne direkten Bodenkontakt ist für einen älteren Menschen eine sehr gefährliche Sache. Sie müssen sich schon immer auf Ihre Füße stützen können, BEVOR Sie sich wieder hinstellen.
Die angegebene Belastung für den Rollator wird vielleicht für viele Benutzer nicht die ganz große Rolle spielen: Die meisten Gehhilfen sind bis weit über 100 kilo belastbar und damit in der Regel auch ausreichend. Nur müssen Sie darauf achten, daß damit nicht nur Ihr eigenes Gewicht gemeint ist: Auch die Ladung, die sich eventuell in dem Transportkorb oder der Tasche befindet, zählt mit dazu. Und da können bei einem größeren Einkauf auch schon mal 20 oder mehr Kilo zusammenkommen.
Die Griffhöhe
Die Höhe der Griffe am Rollator sind entscheident für ein ermüdungsfreies Gehen. Sind sie zu hoch eingestellt, sieht es vielleicht lässiger aus, allerdings geben sie Ihnen dann bei Gefahr so gut wie keinen Halt mehr. Bei zu tiefer Einstellung geht die ganze Belastung auf die Handgelenke, und auch Ihr Rücken wird diese Strapazen nicht lange mitmachen.
Über die richtige Griffhöhe ist schon viel geschrieben worden, deshalb nur in Kurzform: Sie stellen sich aufgerichtet und gerade hinter Ihren Rollator, zwischen den Rädern und Griffen. Die Arme hängen ohne Verkrampfungen locker nach unten. Nun stellen Sie die Höhe der Handgriffe so ein, daß sie etwa 3-5 cm über den Handgelenken enden. Nicht akribisch genau, aber in etwa sollte dieses Maß schon eingehalten werden. So können Sie sich beim Gehen immer noch leicht auf Ihren Rollator abstützen, haben ihn aber auch bergab dank der Bremsen gut im Griff.
Rollator – Transport und Handling
Beim Transport eines Rollators, hauptsächlich, wenn er getragen werden muß, spielt das Eigengewicht eine große Rolle. Ältere Menschen haben nun einmal nicht mehr viel Kraft in den Armen, da kann jedes Gramm weniger eine ungeheuere Erleichterung sein. Auch der Klappmechanismus ist eine Sache, an der die Hersteller ständig tüfteln: zusammengefaltet soll der Rollator ja so klein wie möglich sein, damit er überall verstaut werden kann. Besonders im Kofferraum eines Autos darf er nicht viel Platz wegnehmen, gerade Kleinwagen haben nun mal nicht so einen großen Platz.
Und gleich noch mal ein Tipp, wenn Sie Ihren leichten Rollator oft im Pkw mitnehmen: Der Rollator sollte immer zuletzt eingepackt werden! Ich sehe es oft auf dem Parkplatz vom Supermarkt, daß die Rollatoren ganz unten im Kofferraum liegen, und der Einkauft einfach drarauf gestellt wird. Das ist sehr schädlich für die leichten Rahmen aus Aluminium, da kann sich Ihre Gehhilfe sehr schnell verziehen. Also den Rollator immer oben drauf, aber darauf achten, daß der Kofferraumdeckel ihn dann nicht nach unten drückt. Gibt Beulen im Blech, und das Alu – Gestell ist dann auch hin. Wenn es nicht anders geht, die Rücksitzbank mit benutzen.
Fazit: Der Umgang mit dem Rollator
Wenn Sie mit Ihrem Rollator unterwegs sind, sollen Sie sich immer vor Augen halten, warum Sie sich diese Gehhilfe gekauft haben: Um besser und sicherer zu gehen, bei Problemen mit dem Kreislauf eine sofortige Sitzmöglichkleit zu haben und vor allem: Um auch etwas transportieren zu können. Der Rollator ist aber kein Lastesel: Häufiges Übergewicht läßt ihn schnell verschleißen, gerade die zierlichen Räder und der Faltmechanismus sind dabei stark beansprucht.
Einkaufstaschen und Tüten haben an den Handgriffen nichts zu suchen, genau so wie beim Fahrrad ist damit ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleistet.
Wenn erst einmal alles an Ihrem Rollator eingestellt ist, werden Sie kaum Arbeit mit ihm haben. Eine regelmäßige Sichtprüfung beugt aber Pannen vor, auch die Schraubverbindungen sollten hin und wieder auf Festigkeit untersucht werden. Und das defekte Teile, wie Bremsen oder ein eingerissener Sitz, sofort repariert werden müssen, sollte Ihnen eigentlich klar sein. Trotzdem sieht man hin und wieder Menschen mit den aberteuerlichsten Rollatoren, die zum Teil schon so labil sind, daß sie bei der Belastung mit einer Tüte Milch zusammenhzubrechen drohen. Dann wird aus diesem Rollator statt einer Gehhilfe ganz schnell eine Gefahr!