Die Eigenschaften einer Gehhilfe sollte man kennen, wenn man eine braucht. Sie sind so unterschiedlich, deshalb hier einige Tipps zur Auswahl.
Wenn Sie zum ersten Mal einen Rollator kaufen möchten, sich bisher aber überhaupt noch nicht mit solch einer Gehhilfe beschäftigt haben, werden erst einmal einige grundsätzliche Fragen auftauchen. Denn schon der erste Blick auf einen Angebotskatalog oder im Onlineshop verrät: Es gibt Rollatoren in ganz unterschiedlichen Ausführen, aus verschiedenen Materialien, mit mehr oder weniger sinnvollem Zubehör und zu ganz unterschiedlichen Preisen. Worin unterscheiden sich die ganzen Rollatoren denn?
Rollator kaufen – Was Sie vorher wissen sollten
Rollatoren gibt es in verschiedenen Ausführungen auf dem Markt. Dabei ist der größte Unterschied die Faltbarkeit. Hier unterscheiden wir drei Möglichkeiten:
- Der Rollator ist überhaupt nicht zusammenfaltbar. Das kann dann einen Sinn machen, wenn er möglichst leicht sein soll, oder besonders schmal, so daß er nur in der Wohnung eingesetzt wird.
- Der Rollator wird quer zusammengefaltet. Das war die erste Möglichkeit, überhaupt einen faltbaren Rollator zu kaufen. Allerdings hat dieses System auch einige schwerwiegenden Nachteile, so daß es heute nur noch vereinzelt anzutreffen ist.
- Der Rollator wird längst zusammengefaltet. So sehen heute die meisten faltbaren Rollatoren aus, inzwischen ist auch die Technik soweit ausgereift, daß der Rollator trotz seinem Faltmechanismus immer noch sehr stabil bleibt, und das bei immer weniger Eigengewicht.
Grundsätzliche Unterschiede sind noch die Anzahl der Räder (drei oder Vierrad – Rollator) und die Anordnung und Funktion des Zubehörs wie Bremse, Sitz und Ablagekorb.
Qualität und Funktionsweise von Rollatoren
Wie schon festgestellt, ist die Art des Faltens schon ein Indiz dafür, wie modern die Konstruktion des Rollators ist. Die Längstfalter der neuesten Modelle sind dann auch eher im oberen Preissegment anzutreffen, dafür glänzen sie mit einer durchdachten, stabilen Konstruktion und hervorragenden Gebrauchseigenschaften. Bestes Beispiel ist der Ruska – Rollator, der schon seit einigen Jahren zu den beliebtesten Rollatoren gehört und auch mehrfach Testsieger wurde. Und das, obwohl er nicht gerade zum Schnäppchenpreis zu bekommen ist
Aber einen Rollator kauft man ja nicht immer wieder neu, genau wie beim Autokauf sollten Sie zuerst auf die Gebrauchseigenschaften und Ihre Bedürfnisse achten. Ist er zu billig, und wird jeden Tag hart rangenommen, wird er vielleicht nicht lange halten. Benötigen Sie einen Rollator vielleicht nur kurzzeitig oder eher selten, dann würde dieser vielleicht ausreichen, und ein Spitzenrollator wäre mit den Anforderungen unterfordert.
Der quer gefaltete Rollator
Wenn ein Rollator längere Zeit nicht genutzt wird, zum Beispiel weil sie ihn nur im Freien verwenden, aber überwiegend in der Wohnung bleiben, dann kann er wegen seiner Ausmaße oft im Weg stehen. Deshalb kamen findige Köpfe auf die Idee, den Rollator zum Zusammenklappen zu bauen.
Anfangs wurde die Gehhilfe dann in Laufrichtung gefaltet: Das ließ sich einfacher konstruieren und ließ den Rollator auch stabiler werden, wenn er wieder aufgeklappt und in Betrieb war. Allerdings führte diese Art des Klappens zu einigen Nachteilen:
- Der Rollator steht gefaltet nur auf zwei Rädern, kann also umkippen, wenn er nicht an eine Wand gelehnt und möglichst noch zusätzlich befestigt wurde.
- Vergißt dann der Benutzer, die Feststellbremse anzuziehen, kann er zudem auch noch ganz von alleine wegrollen.
Das hat in der Vergangenheit zu einigen Unfällen und vielen Beschwerden geführt. Querfalter sind auch konstruktionsbedingt immer etwas schwer, für die Verriegelung nach dem Zusammenklappen werden meistens beide Hände gebraucht, an manchen Konstruktionen kann man sich dabei ganz böse die Finger einklemmen…
Eine andere Lösung mußte her!
Der längs gefaltete Gehwagen
Bessere Materialien und verbesserte Konstruktionsmöglichkeiten machten es möglich, den Rollator längst zusammenzufalten. Also nur rechts und links drücken und zusammenschieben – dabei bleibt er mit allen Rädern auf dem Boden und kann nicht mehr so leicht umkippen. Ein Riegel, der nur mit einer Hand vorgeschoben wird, verhindert das wieder Aufklappen, und dank leichter Materialien wie Aluminium und Carbon zählen diese Rollatoren zu den Leichtgewichten.
Das Maß nach dem Zusammenfalten ist bei einem Längstfalter wesentlich kleiner als früher, deshalb ist er auch viel besser unterzubringen, zum Beispiel im Kofferraum eines Autos oder bei Reisen mit Bus und Bahn. Auch einiges Zubehör, wie der Einkaufskorb oder der Sitz, müssen nicht mehr abgebaut werden, sondern falten sich selbst wie der Rollator auf das minimale Maß zusammen. Spitzenrollatoren haben da eine so durchdachte Konstruktion, daß man sich den Rollator im gefalteten Zustand gar nicht mehr richtig vorstellen kann.
Die Bereifung eines Rollators
Der Bereifung eines Rollators kommen ganz unterschiedliche Aufgaben zu. Wie bei fast allen anderen Fahrzeugen ist das ja der einzige Kontakt zum Erdboden, deshalb gelten auch dieselben Anforderungen:
- ein ausreichendes Profil hilft gegen Rutschen, besonders draußen bei Regen und auch in der Wohnung bei einem glatten Bodenbelag. Aber keine Sorge: Im Gegensatz zum Auto werden Sie es lange nicht schaffen, das Profil durch das Fahren mit dem Rollator abzunutzen.
- die Gummimischung sollte nicht zu hart sein. Das hat jetzt nichts mit Federung zu tun, sondern macht den Rollator ebenfalls rutschsicherer. Außerdem sind harte Plasteräder immer ziemlich laut, was auf Dauer vor allem in der Wohnung nerven kann, wenn Sie nicht gerade über einen dicken Teppich rollen.
- Mit weichen Rädern steht der Rollator sicherer, das ist dann von Vorteil, wenn Sie sich zur Pause auf den integrierten Sitz niederlassen wollen (nachdem Sie vorher hoffentlich die Bremsen angezogen haben!).
Wichtig ist auch generell die Größe der Räder: Wenn der Rollator überwiegend in Innenräumen eingesetzt werden soll, sind kleine, leicht drehbare Räder im Vorteil. Außerhalb der Wohnung hingegen muß der Rollator gefühlvoll zu lenken sein und die Räder sollten schon ein Maß haben, daß sie nicht in jedem Schlagloch steckenbleiben. Also wesentlich größer.
An Hand der Räder kann man schon viel auf die Eigenschaften der Gehhilfe schließen. Vielfach sind sie ein Kompromiß, weil sie genau so oft draußen wie in der Wohnung benutzt werden. Nicht jeder Konstrukteur hat eine optimale Lösung dafür gefunden.
Die Bremsen am Rollator
Bei älteren Modellen und Leihmodellen funktionieren die Bremsen oftmals nur mangelhaft. Früher wird man sich gedacht haben: „Eine einfache Bremse reicht wohl aus, ist ja schließlich kein schnelles Fahrzeug„. Bei ausgeliehenen Rollatoren oder Gebrauchten wird die Bremse meistens schlecht oder gar nicht gewartet, abgesehen, daß es hier auch Teile gibt, die sich abnutzen können, führt ungenügende Wartung zu schwergängigkeit und sogar zum Totalausfall.
Manchmal sind auch die Griffe der Feststellbremse schlecht platziert oder die Funktionsweise eingeschränkt, sodass man sich die Finger klemmen kann oder es einfach mit der schwachen Hand nicht schafft. Es soll sogar noch Rollatoren geben, da wird die Bremse mit dem Fuß bedient. Wer hat sich sowas nur ausgedacht? Finger weg von solchen gefährlichen Sachen! Denn wer schlecht zu Fuß ist, der ist selten in der Lage, diese Fußbremse gefühlvoll zu bedienen.
Warum sind denn Bremsen am Rollator so wichtig?
- Beim Hinsetzen werden Sie ohne einen gebremsten Rollator nicht viel Glück haben. Durch Ihr Gewicht drücken Sie ihn sehr schnell weg und setzen sich garantiert davor statt darauf.
- Abschüssige Straßen lassen einen Rollator ganz schön schnell werden. Wenn hier nicht mit einer Bremse das Tempo gedrosselt werden kann, besteht sehr hohe Unfallgefahr!
Trapez oder Viereck
Das bezeichnet die Stellung der beiden Räder auf einer Achse. Früher waren die Räder immer gleich weit auseinander, das macht den Rollator zwar sehr stabil und sorgt für einen guten Geradeauslauf, beim Lenken muß aber erhebliche Kraft aufgewendet werden.
Deshalb ist es heute besser, wenn die Vorderräder etwas dichter zueinander stehen. Damit läßt sich der Rollator wesentlich besser lenken, und die Stabilität ist durch eine verbesserte Rahmenkonstruktion trotzdem gegeben.
Drei oder vier Räder am Rollator
Wie viele Räder ein Rollator haben soll, da scheiden sich die Geister! Das müssen Sie am besten selbst einmal ausprobieren. Drei Räder lassen sich mit Sicherheit besser lenken und machen die Gehhilfe leichter. Trotzdem habe ich noch kein solches Fahrzeug gesehen, bei dem ich ein überzeugtes Gefühl hatte, daß er stabil genug ist. Als Rollator für die Wohnung würde es vielleicht noch gehen, auf der Straße hatte ich dagegen immer Schwierigkeiten. Denn gerade, wenn man sich mit viel Gewicht auf diesen Rollator aufstützt, finde ich ihn zu wackelig. Aber wie gesagt – das ist meine persönliche Einschätzung. Es gibt Leute, die schwören auf Ihr „Dreirad“. Und wenn Sie damit gut klarkommen: warum nicht?