Rollatorführerschein

Wer zum ersten Mal mit einem Rollator in Berührung kommt, der wird vielleicht zuerst lächeln: Was soll an solch einem Gerät kompliziert und schwer sein? Einfach auf die Handgriffe aufstützen, nach vorne schieben, und schon unterstützt der Rollator beim Laufen.

Ganz so einfach ist das allerdings nicht: Heute werden Rollatoren in den unterschiedlichsten Ausführungen hergestellt, es gibt für fast jedes Problem einen entsprechenden Rollator. Wenn es nur eine Verwendungsmöglichkeit für den Rollator geben würde, warum sollten dann so viele unterschiedliche Modelle hergestellt werden?

Rollatorführerschein – Hirngespinst oder Notwendigkeit?

Schon der Name ist etwas irreführend: Führerschein für einen Rollator. Aber anders gedacht: Ein Auto zu bewegen, daß schafft ja auch fast jeder, es aber sicher im Straßenverkehr zu fahren – das fällt manch einem sogar mit einem Führerschein schwer. Genau so ist es beim Rollator: Sie können sich einen kaufen und damit losziehen, aber wenn Sie Pech haben, fallen Sie bei der ersten Bordsteinkante damit auf die Nase!

Moderne Rollatoren sind mit vielen raffinierten und mehr oder weniger genialen Ideen ausgestattet: Von der Bremse, die zusätzlich auch noch als Feststellbremse fungieren soll, über exakt einstellbare Handgriffe bis zum Leichtmetallchassis. Und jeder Rollator läßt sich aufgrund seiner Konstruktion etwas anders führen – deshalb Führerschein!

Mobil im Alter – Sicherheit mit einem Rollator

Rollator Führerschein
Auf einen Rollator können viele Gefahren lauern

Wenn man nicht mehr so gut zu Fuß ist, bleibt meistens der Rollator als günstigste Möglichkeit, doch noch einigermaßen mobil zu bleiben. Autofahren geht ja meistens noch, aber laufen? Da ist es von Vorteil, wenn der Rollator faltbar ist und ohne Probleme im Kofferraum des Pkws Platz findet.

Der Rollator gehört inzwischen zum Straßenbild wie Fahrräder oder Kinderwagen. Niemand dreht sich mehr nach Ihnen um, wenn Sie damit unterwegs sind. In Deutschland sind auch aufgrund der höheren Alterserwartung schon über zwei Millionen Senioren mit dieser Gehhilfe unterwegs und jährlich kommen fast 500.000 neue Rollatoren dazu. Klar, da werden auch einige nur ersetzt und nicht vollkommen neu angeschafft, Fakt ist aber, daß erst der Rollator eine Fortbewegung ermöglicht, wo es früher mit Krücken oder Gehstock viel beschwerlicher war.

Der Umgang mit einem Rollator muß aber, wie gesagt, erst einmal trainiert werden. Gerade Menschen, die neben Gehschwierigkeiten auch unter Schwindel und Gleichgewichtsstörungen leiden, sollten Ihren Helfer schon gut beherrschen, um sich im Notfall auch auf ihn verlassen zu können und genau das Richtige zu machen.

Die Gehhilfe sicher beherrschen

Ein auf die falsche Höhe eingestellter Rollator kann nicht nur das Interesse an der Mobilität beeinträchtigen, er macht auch unsicher und wird in brenzlichen Situationen zum Sturz führen können. Auch der falsche Einsatz der Bremsen ist oft Ursache für einen Unfall, und Gründe gibt es viele: Bordsteinkanten, die oftmals schon höher sind als Treppenstufen, Schlaglöcher, bei denen man im Regen nie weiß, wie tief sie sind, und auch das Hinsetzen auf dem Rollatorsitz kann bei falscher Handhabung zum Wegrollen und zum Sturz führen.

All das sollten Sie bedenken, wenn Sie sich das erste Mal für einen Rollator entscheiden. Denn ein Sturz hat gerade für ältere Menschen mit spröde gewordenen Knochen und Gelenke ganz böse Auswirkungen.

Das Malteser Krankenhaus St. Hildegardis in Köln bietet nun schon seit geraumer Zeit Hilfe und Training um Umgang mit dem Rollator an. Dabei wird nicht nur die optimale Einstellung des Rollators auf die Körpergröße genau erklärt und geübt, sondern es erfolgt neben den theoretischen Grundlagen auch eine einstündige Praxis. Teilnehmen können Senioren jeder Altersklasse zum Preis von ca. 20 Euro, zum Abschluß gibt es dann ein Zertifikat für die erfolgreiche Prüfung, eben den sogenannten „Rollatorführerschein“. Eine Pflicht zum Rollatorführerschein besteht zurzeit noch nicht, eine Teilnahme ist aber besonders älteren Anfängern zu empfehlen.

Inzwischen gibt es diese Schulungsmöglichkeiten in immer mehr deutschen Städten, dank des Internets ist es für jeden möglich, eine geeignete Stelle in der Nähe seines Wohnortes zu finden. Auch als Geschenk für einen Senior, der offensichtlich noch nicht so gut mit seinem Rollator zurechtkommt, ist dieser Kurs sehr beliebt.

Sicherheit üben

Dabei wird nicht nur auf die Grundeinstellungen am Rollator geachtet, vielmehr lernen die Teilnehmer, verschiedene Situationen im Alltag zu meistern, wie sie täglich vorkommen können. Es gibt sehr viele Stolperfallen, neben den erwähnten Schlaglöchern und Bordsteinkanten können schon verschiedene Straßenbeläge, Gullydeckel oder unebene Wege (Steigungen und Gefälle) zur Unsicherheit führen. Auch der Umgang mit den Bremsen will gelernt sein: Einmal zu hastig gestoppt, kann man sehr schnell das Gleichgewicht verlieren und vornüber fallen.

Besonders das Setzen bereitet immer wieder Schwierigkeiten: mithilfe von erfahrenen Therapeuten wird dieses Problem so lange erklärt und geübt, bis es zur Routine geworden ist und keine Gefahr für den Benutzer mehr darstellt.

In der Theorie erfahren Sie viele Dinge, an die Sie selber wahrscheinlich zuerst einmal gar nicht denken. Besonders bei Dunkelheit besteht ein erhöhtes Risiko, von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen zu werden. Reflektoren machen den Rollator besser sichtbar, in ganz dunklen Ortschaften kann auch eine elektrische Batterie – Leuchte für mehr Sicherheit sorgen.

Ein weiterer Punkt, wo oft viel zu leichtsinnig gehandelt wird, ist die richtige Beladung des Rollators. Auch der Einkauf muß gesichert werden, und überladen darf man seinen Rollator auf keinen Fall, wenn er nicht zur Stolperfalle werden soll.

Rollator-Tage in Deutschland

Führerschein Rollator
Führerschein bestanden

Seit einiger Zeit werden bundesweit die sogenannten Rollator- Tage durchgeführt, bei denen die Senioren den richtigen Umgang mit dem Rollator erlernen können. Dabei sind viele kompetente Helfer vor Ort, die Ihnen beim täglichen Umgang mit dem Rollator zumindest in der Anfangszeit eine große Unterstützung sein können.

Die Polizei klärt zum Beispiel über das richtige Verhalten in den Abend- und Nachtstunden auf, auch über andere Sicherheitsaspekte, damit Ihr Rollator besser vor Diebstahl geschützt wird und auch Ihr Einkauf nicht so leicht eine Beute von Langfingern wird. Gerade bei der immer häufigeren Nutzung der Gehhilfe gibt es schon richtig spezialisierte Kleinkriminelle, die schnell und unbemerkt Waren aus dem Rollator entwenden. Und Ihre Goldbörse hat dort natürlich überhaupt nichts verloren!

Physiotherapeuten geben Ratschläge betreffend der Körperhaltung, damit durch falsche Nutzung des Rollators der gefürchtete Rundrücken nicht entsteht.

Oft sind auch Vertreter eines Sanitätshauses anwesend, die die Gehilfe richtig einstellen und wichtige Informationen über den Rollator geben. Bei ihnen kann man sich besonders Rat holen, kommen sie doch täglich mit den Problemen von älteren Bürgern in Kontakt.

Rollator-Tage finden unter anderem in Düsseldorf, Nürnberg, München, Berlin und Dortmund statt. Aber diese sinnvolle Idee wird stückweise immer weiter ausgebaut und ist inzwischen auch noch in weiteren Ballungszentren möglich. Per Internet kann man sich auch hier einen Überblick verschaffen.

Am Ende des Kurses erhalten die Teilnehmer den Rollatorführerschein. Und keine Angst: Ich habe noch nie gehört, daß diesen jemand nicht bestanden hat!